GKartenausschnitt Gotha-Erfurt-Langensalzaierstädt - und die Nacks

 

1. Allgemeines

2. Mittelalter, Reformation, 30jähriger Krieg

3. bis zur Revolution von 1848 / Auswanderung der Nacks von 1852

4. Gierstädt und die Nacks nach 1852

5. Gierstädt - Anmerkungen

 

1. Allgemeines

Gierstädt, 16 Kilometer von Gotha entfernt, ist eine kleine Ansiedlung, die sich wie viele andere fast überall in deutschen Regionen bildete - und in ihrer jeweiligen Einzigartigkeit - und mehr oder weniger begünstigt von den jeweiligen regionalen iBedingungen über Jahrhunderte existierten. Es ist ein Dorf am nördlichen Abhang des Fahnerberges, der bewaldeter Teil eines Vorgebirges des Thüringer Waldes ist. Abhängig von unzähligen Faktoren bilden sie die Geschichte der großen Breite einfacher Menschen ab, die außerhalb der Städte als Tagelöhner, Bauern, Handwerker - erst  anhängig dann frei - ihr Leben zu meistern versuchten.

Der größte Teil von ihnen und ihre Nachkommen blieben nicht in den kleinen Dörfern sondern wanderten ab, heirateten in eine mehr oder weniger entfernte Fremde, gingen in die Städte, in Industrieregionen - oder sogar bis in die damals Neue Welt.

Diese Menschen und ihre Geschichten sind genau das, was mich besonders interessiert, denn sie existieren fast nur noch in dürren Lebensdaten weiter. Unsere Familien lebten weit überwiegend in solchen kleinen Ansiedelungen oder Klein(st)städten (unabhängig von der Existenz eines eventuellen Stadtrechts), sei es Ulm Lichtenau im Badischen ⇒ und viele Ortschaften im Umfeld des Klosters Schwarzach ⇒*****LINK***, Gingen an der Fils oder Göppingen im Schwäbischen ⇒****Link`????****, Wickenrode, Helsa oder Rommerode in Nordhessen ⇒****Link!!*** oder eben Gierstädt und andere thüringische Orte im Raum Gotha.

Bei Gierstädt beginnen die Rätsel bereits mit dem Erklärungsversuch des Ortsnamens. Über die Zeiten hinweg veränderte sich der Name weniger als man vielleicht erwartet könnte, zumindest soweit es in den historischen Belegen dokumentiert ist. Erste Nachweise gibt es für das damalige "Gerstete" bereits seit 1288, bis 1506 praktisch unverändert. Erst dann kam es zu einer Verschiebung des "e" in "Ger" zu einem "i", später "ie" und aus "stet" wurde zunächst "stedt" und erst spät das heute bekannte "städt".1 Gierstädt taucht schon relativ früh als besiedelte Fläche auf. Bereits im Frühmittelalter wird es in einer Urkunde erwähnt, allerdings nicht als feste Siedlung. In Urkunden tauchten Bezeichnungen auf wie Hermannusde Gerstete (1293), villeGerstete (1316), Kuno de Gerstete (1318), villa et campis Gerstete (1323, in mittelalterlichen Karten die Bezeichnung für ein einzelstehendes Gehöft mit dazugehörenden Feldmarken) oder Gierstedt (ab 1756). Unter der Namensbezeichnung Gierstedt habe ich auch online den größten Teil an Literatur gefunden.

In dem derzeit einzigen Buch, das die historischen Ortsnamen der Region Gotha behandelt, wird von Christian Riese als Ursprung des Namens beschrieben, dass Gēr-stete tatsächlich als Grundform des Namens anzusetzen sei. Wahrscheinlicher als ein "Ger" (Eigenname) und "-stedt" (Siedlungsort), also Siedlungsort des Ger, sei für ihn jedoch eine Erklärung mit regionalem Bezug. Statt eines Vornamens wäre gēro in dem Fall mittelhochdeutsch gēre „keilförmiges Stück Land, Schoß; langgezogenes dreieckiges Stück“. Bis nach Norddeutschland ist das Wort gêre in Flurnamen bekannt, und heute noch wird eine Eckverbindung als Gehrung bezeichnet.

Das würde den Namen also etwa als "Siedlung im Winkel, in einer Einbuchtung“ erklären. Wenn man auf einer Karte die Lage Gierstädts betrachtet, bestätigt sich diese Erklärung, denn Gierstädt liegt in einem Winkel am Hang der Fahner'schen Höhen.

Gemeinsam mit Groß- und Kleinfahner, zwei Dörfern in der unmittelbaren Nachbarschaft, gehörte Gierstädt zum Besitz der adelligen Familien von Seebach. Seit dem frühen 15. Jahrhundert waren diese die herrschende Familie in der Region Fahner Höhe. Bis 1463 gehörte, die Dörfer den Herren von Vanre, die es damals an die von Seebach verkauften. In deren Besitz war es bis 1839.  Aufgrund der großen räumlichen Nähe und der gemeinsamen Verwaltung gibt es auch geschichtlich große Gemeinsamkeiten, und es ist davon auszugehen, dass die meisten Geschehnisse, die einen Ort betreffen, auch die beiden anderen in Mitleidenschaft gezogen haben werden - abgesehen von wahrscheinlich ausgesprochen regionalen Ereignissen wie ein Feuer etc.

2. Gierstädt (und Fahner Höhen) im Mittelalter, Reformation, 30jähr. Krieg

Angesichts der vielen Unglücke, die über das kleine Gierstädt seit der Existenz von Aufzeichnungen hereingebrochen sind, ist es ein Wunder, dass der Ort überhaupt noch existiert - statt wie so viele andere abgegangen zu sein, beginnend beispielsweise 1225/26 als schwere Missernten und Hungersnöten im ganzen Herzogtum Gotha herrschten, oder im Jahr 1348, als von einem schweren Erdbeben in Thüringen berichtet wird.

Wie überall sonst wurde auch das Herzogtum Gotha vom Auftauchen der Pest nicht verschont. Zwischen dem ersten bekannten Auftreten der Empidemie in Erfurt 1349/50 und dem letzten 1636 sind sechs Ausbruchswellen im Herzogtum bekannt. Mit welcher Wucht die Pest die Orte traf, sieht man an dem erschreckenden Wüten in Gierstädt:
Am 11. Juli 1636 brach die Krankheit in Großfahner aus, nur wenige Kilometer weiter war auch Gierstädt unweigerlich betroffen. Von den knap 300 Einwohner waren nach dem Ausbruch 227 tot - knapp 90% der Bevölkerung wurden ausgelöscht.

Und als ob das nicht schon genug war, brachten Soldatenströme der unterschiedlichsten Parteien, die kreuz und quer den Heeresstraßen in die unterschiedlichsten Richtungen zogen, zusätzlich einen anderen Schrecken mit sich. Der 30jährige Krieg. Ab etwa 1630 war das Gebiet um Gotha von den Kämpfen betroffen, nachdem die verschiedenen Teilkriege ,.... ausgebrochen waren. ..... zählt als Beginn des 30jährigen Krieges. Die unterschiedlichen Armeen zogen häufig durch Thüringen mit seiner zentralen Lage, zumeist in einer Linie von Südwest mit Baden und der Pfalz über nördliche Teile von Bayern und Hessen, Thüringen und Anhalt, nach Nordost mit Brandenburg, Mecklenburg und Pommern (heute als die "Zerstörungsdiagonale" des 30jährigen Krieges bezeichnet). Wesentlich weniger betroffen war beispielsweise die Region hier oben in den Holsteinieschen Marschen als relativ abgelegenes, wenig interessantes Gebiet.

Es gibt historische Berichte von den unterschiedlichsten Menschen jener Zeit über das Leid, das die verschiedenen Soldaten mit ihren enormen Trossen verursachten - von Soldaten wie deqm Landsknecht Peter Hagendorf (siehe Auszug2 links) aus Zerbst im heutigen Sachsen-Anhalt beispielsweise oder des Maurus Friesenegger(siehe Auszug3 rechts), Abt im oberbayerischen Kloster Andechs In Form von Tagebüchern schilderten Hagedorn, Friesenegger und einige andere ihre Erlebnisse während des 30jährigen Krieges.

Maurus Friesenegger kannte als Abt nicht nur die Situation der Klosterbrüder, der Mönche in anderen Klöstern, sondern war ausgesprochen gut informiert über die Vorgänge in den verschiedenen Städten und Orten in seiner Region und darüber hinaus.

Diese beiden genannten Bücher bieten sehr unterschiedliche Blicke was es natürlich besonders spannend macht, sie zu lesen: Einmal der Söldner, etwas anderes war Hagendorf nicht, der alles andere als ein Kriegsheld war, und der Abt mit seinen Berichten über das Leid der Menschen auf dem Lande. Was die Menschen damals durchgemacht haben, kann man allenfalls erfassen, wenn man diese Bücher liest, die aus den Erlebnissen einiger weniger Menschen stammten, die zu der Zeit lesen und schreiben konnten. Leider habe ich kein Tagebuch aus Thüringen gefunden.

Für Thüringen war die Lage wie schon erwähnt fatal. Die alte Heerstraße des Rennsteigs war die "Schnelimages/genea/nackorphal/Friesenegger_Maurus_Chronik_whrend_des_dreiigjhrigen_Krieges_18-3.jpglstraße" für die kämpfenden Truppen von Sachsen aus, die über die Höhen des Thüringer Waldes im katholischen Bereich  Bayerns/Frankens einfallen konnten. Sie erreichten Coburg und Nürnberg, gerade Nürnberg ein bedeutendes Zentrum,  und von der Thüringer Höhe auf dem Rennsteig aus kam man über die anschließenden Heerstraßen weiter nach Baden, oder von dort nach Nordosten. Ähnlich war es in Nord-Süd-Richtung. Unschwer zu erkennen, welche Folgen diese Lage Thüringens mit sich brachte.

Es war Tilly mit den kaiserlich Soldaten auf dem Weg nach Sachsen, der 1630 als erster Truppenkommandant durch das Thüringer Becken nach Nordosten zog. Eine Darstellung des 30jährigen Krieges an dieser Stelle ist ebenso wenig sinnhaft wie eine Beschreibung aller bekannten Geschehnisse in Thüringen.

Die Auswirkungen dieser Pandemie(n) und schier endlosen kriegerischen Auseinandersetzungen hatten auch in Gierstädt schier unfassbare Auswirkungen. Waren 1626 starben von 62 Familien, Alleinstehenden, Gesinde etc 230 Personen gestorben. Es ist kaum vorstellbar wie es gewesen sein musste, durch seinen Heimort zu gehen , die es in Gierstädt gegeben hatte, 62 Ehepaare, starben nur ein Jahr später ca 230 Personen an der Pest. 

Überall werden Menschen und Städte soweit möglich auf den Ernstfall eines Angriffs vorbereitet: Die Stadt Gotha wird zu einer Garnison ausgebaut, ebenso wie Erfurt und Eisenach. Erfurt war mehr als 15 Jahre von schwedischen Truppen besetzt und wurde von diesen zu einer starken schwedischen Festung ausgebaut. Zu dem Zeitpunkt waren verschiedene Teile von Thüringen bereits von den schwedischen Truppen besetzt worden, die sich inzwischen in die Kämpfe eingemischt hatten. Nach der Durchquerung Thüringens führte der Weg den Haupttross quer durch Bayern nach Süddeutschland, wo 1632 die Schlacht am Lech stattfand. Es warern jedoch nicht nur die großen Truppen mit dem gesamten Tross an ihnen folgenden Menschen, die sich durch die Lande wälzten und vom Lande lebten. Immer wieder waren kleine Gruppen mit 20, 30, 100 Mann zu Fuß oder zu Pferde unterwegs in die eine oder die andere Richtung. Dass es nicht nur die großen Truppen und die großen Schlachten waren, die den 30jährigen Krieg prägten, kann man in Berichten der Coburger Staatschronik nachlesen. Obwohl Coburg im Besitz des evangelischen Sachsens war, lag die fränkische Kleinstadt mit fast allen Grenzen an die fränkischen katholischen Besitzungen - und war beständig Ziel von Angriffen, Übergriffen und Plünderungen. Viele Menschen, die überlebten, wanderten ab, kehrten nicht zurück und Der tatsächliche Bevölkerungsverlust lässt sich auch nur schwer und genau feststellen, da aus vielen Regionen die Menschen nicht nur flohen, sondern für immer Abwanderten und nicht wieder in ihre Heimat zurückkehrten.

3. bis zur Revolution von 1848  / Auswanderung der Nacks von 1852

Waren 1625 in Gierstädt noch 62 Ehepaare, starben nur ein Jahr später ca 230 Personen an der Pest. 1702 war die Zahl der Bewohner auf gerade einmal etwa 250 Personen gestiegen, noch über 100 Jahre später war die Einwohnerzahl nicht signifikant gestiegen, 1817 waren es nämlich 50 Ehepaare bei ca. 250 Einwohnern. Heute besitzt Gierstädt weniger als 900 Einwohner. Das Buch "Heimathskunde für die Bewohner des Herzogthums Gotha: Geographie des Herzogthums Gotha, Band 1 Geographie des Herzogthums Gotha" von 1845, nennt in Gierstädt gerade einmal 70 Häuser mit insgesamt 289 Einwohnern.

Als die evangelische Kirche in der Phase von ca 1580 bis 1640 Visitationen in Thüringen und Franken durchführte um zu sehen, wie sich die noch vergleichsweise junge Kirche so schlug, war gerade eine Phase großer "Ernsthaftigkeit", starker Moralität und eher Sinnesfeindlichkeit, worin man nicht nur das Zeichen eines guten Christenmenschen sah, sondern auch eine Abgrenzung von der katholischen Kirche.

Erstaunlich ist ein Zitat aus der Visitation, die Gierstädt erwähnt:

(..) [gegen] auch unter den Gemeindegliedern allenthalben eingerissene Trinksucht waren die Visitatoren so gut wie machtlos***).  Wir sahen ja bereits, wie sehr selbst der geistliche Stand von diesem deutschen Nationallaster ergriffen war, wie keine Taufe und keine Hochzeit gefeiert wurde, ohne beim festlichen Gelage dem Trünke zu fröhnen. „Fressen und Saufen bis an den hellen Morgen" entsprach dem Zuge der Zeit. Oft vertrinkt der deutsche Bauer Haus und Hof.

Und Franken war eine gewaltige „Zechprovinz". In Römhild trinkt ein Weib täglich 5 Maas Wein. Allgemein verbreitet war im gesegneten Frankenland der Weinbau.

Thüringen weist dagegen einen namhaften Branntweinkonsum auf. Das kleine Dorf Gierstädt hatte vier bis fünf Branntweinhäuser. Auch in der Stadt Gotha muss viel Branntwein gebrannt worden sein.

Auf die Klage der dortigen Geistlichkeit über das eingerissene Branntweintrinken berichtet der Stadtrat: „Es wehre ihnen nichts lieber, als dass das Branntweinbräuen am Waitzten gänzlich abgeschafft, oder doch nur etlich wenig Personen zugelassen werde, weil denn vordessen durch einen fürstlichen Bevehl mehr nicht denn dreyen dasselbe zugelassen. Sie bitten ernstlich, dass es auffs neue durch einen fürstlichen Bevehl abgeschafft werde , weill es ja grosse Sünde, dass die edle Gabe des Waitzens so übell angewendet werde."


Johann Gerhards Visitationswerk in Thüringen und Franken,
herausgegeben von Berbig, Georg,
Gerhard, Johann, 1582-1637, Visitations, Ecclesiastical, Gotha

 Eine großartige Quelle für die Einwohner in Gierstädt um 1700/02 ist das Häuserregister, das Ulrich Oberegger, zu jener Zeit Pfarrer der evangelischen Kirche, erstellte. Damals wurde in den evangelischen Gemeinden ein Kommunikantenregister geführt, in dem festgehalten wurde, welche Gemeindemitglieder das Abendmahl besuchten, und anhand dieser Register ergaben sich folgende 50 Häuser und deren Bewohner für Gierstädt. Anbei die Daten von Pfarrer Oberegger als PDF ⇐  zum Nachlesen.

Die Gemeinde Gierstedt bei Grossfahner in Gotha
nach den Wohnhäusern geordnet,
mit den Geburtsdaten der Bewohner versehen,
von Pfarrer Ulrich Oberegger daselbst
zusammengestellt und abgeschlossen am 24.11.1702

nach den Komunikantenregister vom Jahre
1625 waren damals 62 Ehepaare in Gierstedt,
1626 starben ca 230 Personen an der Pest,
1817 waren es 50 Ehepaare und
die Zahl der Seelen betrug (wie im Jahre 1702) ca 250.

(Auszug aus den Registern der Kirche zu St. Bonifacius in Gierstedt;
bei einigen Personen fehlen die Geburtsdaten oder sind unleserlich)

Haus Name der Familie Anmerkungen 
Haus 1: Anna Grässer 
Haus 2: Melchior Reichart 
Haus 3: Nicolaus Stenke 
Haus 4: Johann Ernst Beerwolf
Haus 5: Nake Christoph Severus Nake (*18.12.1667), Anna Maria uxor Cath. Elis. (*11.10.1695) 
Haus 6: Christopherus Montag 
Haus 7: Laurentius Ebenretter 
Haus 8: Heinrich Kallenberg 
Haus 9: Christoph Lenze 
Haus 10: Johanna Zirfus 
Haus 11: Johannes Kolbe 
Haus 12: Johanna Voigt 
Haus 13: unbewohnt,
ehemals(?) Gottfried Wagner,
nunc Cath. Martha Kolbe 
Haus 14: Elisabeth Kluge 
Haus 15: + Martin Blauert 
Haus 16: Georg Blau 
Haus 17: Johann Christoph Gewalt 
Haus 18: Hans Georg Gewalt 
Haus 19: Nicol. Voigt,
Mathias Gewalt
Madgdalene Oswald
Haus 20: Adam Buffleb 
Haus 21: Jeremias Peter 
Haus 22: Conrad Stuckart 
Haus 23: Cath. Körber 
Haus 24: Joh. Adam Gewalt
Hans Adam Oswald 
Haus 25: Anna Cath. Körber 
Haus 26: Hans Adam Gewalt 
Haus 27:  Joseph Berger  
Haus 28:  + Cath. Gewalt Andreas Gewalt 
Haus 29: Gottfried Reinhardt 
Haus 30: Joh. Christoph Rehaus 
Haus 31: Barbara Wigand 
Haus 32: Johannes Hochheim 
Haus 33: Jacobus John. (? )
Haus 34: Dietrich Kolbe 
Haus 35: NACK

Georg Nack (*15.10.1650)
Margareth Ehefrau (*9.5.1659)

Melchior (*28t.10.1680),
Catharina Martha (*31.3.1683),
Marg. (*25.2.1686)

Children:
Nicolaus (20.10.1688)
Heinrich (9.2.1691)
Hans Georg (30.4.1696)
Cath. Magdal (18.2.1701)

 
Haus 36: Nicol. Buffleb 
Haus 37: Joh. Andreas Rehaus 
Haus 38: Volkar Oswald 
Haus 39:  + Martha Oswald 
Haus 40:  leerstehend 
Haus 41:  leerstehend,
davor Cath. Weber 
Haus 42:  Cath. Rehbock 
Haus 43: Nic. Wigand 
Haus 44:  Hermann Eward 
Haus 45: Joh. Melchior Zierfus,
Gottfried Buffleb 
Haus 46: NACK

Heinrich Nack (*7.2.1657),
Martha Barb Ehefrau (*26.6.1663),

Martha Cath (9.7.1682),
Maria Magd. (18.1.1685),
Simon (23.10.1688),
Anna Martha (1.6.1695),
Johannes Heinrich (*27.9.1698)

 
Haus 47: Elias Zierfus 
Haus 48:

Heinrich Buffleb
Hans Buffleb

Haus 49: Friedrich Unbescheid 
Haus 50: Laurentius Kerstett 
Haus 51: leerstehend,
Appach 
Haus 52: Catharina Wagner 
Haus 53: Hans Cranichfeld 
Haus 54: Christoph Strauberg 
Haus 55: Hans Stoy,
Elisabeth Morge 

Quelle: Roland, Verein zur Förderung
der Stamm-, Wappen- und Siegelkunde
9. Jahrgang, 1909, S.33

 

 Wie aus der Liste hervorgeht, gibt es mindestens 2, eher 3 Familien mit dem Namen Nack, bzw. Nacke. Übrigens ist der Name Nacke in der Region ausgesprochen häufig - in Gierstät, Gotha, Erfurt ...

  1. Georg Nack (*15.10.1650) mit Ehefrau Margareth (*9.5.1659)
    sowie die 7 Kinder (vermutlich werden über 14-jährige - Konfirmierte - nicht mehr als "Kinder" bezeichnet)
    • Melchior (*28t.10.1680) (offenbar taucht der Vorname Melchior bereits sehr früh in den Familien Nack auf)
    • Catharina Martha (*31.3.1683),
    • Marg(arethe) (*25.2.1686)
    • Nicolaus (*20.10.1688)
    • Heinrich (*9.2.1691)
    • Hans Georg (*30.4.1696)
    • Catharina Magdalena (*18.2.1701)
  2. Heinrich Nack (*7.2.1657) mit Ehefrau Martha Barb(ara) (*26.6.1663),
    sowie die 5 Kinder
    • Martha Catharina (*9.7.1682),
    • Maria Magdalena (*18.1.1685),
    • Simon (*23.10.1688),
    • Anna Martha (*1.6.1695),
    • Johannes Heinrich (*27.9.1698)

 sowie mit dem Familiennamen Nake:

  1. Christoph Severus Nake (*18.12.1667) mit Ehefrau Anna Maria  (und wahrscheinlich dem Kind) Catharina Elisabeth (*11.10.1695)

 

Ausschnitt Stammbaum Familie Nack, Gierstädt

Tatsächlich lässt sich "meine" Familie Nack auf das oben genannte Ehepaar Georg Nack (*15.10.1650) mit Ehefrau Margareth (*9.5.1659) und deren Sohn Nicolaus zurückverfolgen - wie wir durch den Stammbaum auf der Familienseite Nack erfahren hatten - diese Liste führt sogar noch eine Generation weiter zurück. Da wir leider nicht wissen auf welche Daten sich die Ergebnisse von Albert Nack beziehen (die Aufstellung entstand im Rahmen eines notwendigen Ariernachweises zur weiteren Beförderung im Postdienst), fällt es mir schwer, darin einen weiteren Namens- und Datenbeweis zu finden. Wenn dem so wäre, wäre es einfach großartig!
In der Familienübersicht die wir kannten, fehlen bisher 2 Kinder: nämlich Heinrich und Hans Georg.

Nach den gefundenen Kirchendaten gab es in den Jahren 1650-1750 mindestens 20 Personen unterschiedlicher Generationen namens Nack, was sehr dafür spricht, dass es sich bei Gierstädt um den langjährigen Wohnort handelte.

Sicher ist, dass es Gierstädt war, von wo aus mein Vorfahr Johann Melchior samt seiner Frau und den meisten Kindern in die USA ⇒ auswanderte. Ihr ältester Sohn Heinrich Christian Nack ⇒ ***LINK***, mein 3-facher Urgroßvater, blieb zurück, sein Weg führte ihn als Holzvogt in den Dienst von Ernst II., Herzog des Fürstentums Sachsen-Coburg und Gotha, er blieb also im Raum Gotha.

Gierstädt hatte wenig zu bieten, und eine Karriere war für einen einfachen Landbewohner kaum möglich. Ob es außer Georg(ius) Nack noch andere Leinweber in den Familien Nack gegeben hat ist nicht bekannt, könnte jedoch durchaus denkbar sein, denn häufig waren es mehrere Familien, die gemeinsam in diesem Bereich arbeiteten. Die Weberei war kein Gewerbe, das eine Familie wirklich (gut) ernähren konnte, und viele fristeten ihr Leben mehr oder weniger gut.

Ein echtes Plus hatte jene Seite der Fahner Höhe: Der Boden wird als ausgesprochen fruchtbar bezeichnet, Weizen und andere Getreidearten gediehen herorragend, das Obst würde früher und besser reifen als in Gotha bzw der restlichen umgebenden Region. Die frühe Besiedelung ist zweifelsohne dem bevorzugten Mikroklima zu verdanken, das durch die Hügelkette geschaffen wird, die sich von Nordwest nach Südost zieht. Dies schützt die Fahner Gegend so gut, dass sich bereits im frühen 18. Jahrhundert der Obstanbau erfolgreich etablieren konnte - so gut, dass man schon bald vom "Obstgarten Thüringens" spricht.

Die Entwicklung von einer reinen klassischen Landwirtschaft zu einem der großen Obstanbaugebiete Deutschlands begann "erst" lange nach dem Dreißigjährigen Krieg, als die Herren von Seebach Mitte des 18. Jahrhunderts die ersten Obstgärten anlegen ließen. Versuche einer frühindustriellen Ansiedelung in Form von Bergbau, Abbau von Kohle und Alaunerzeugung, die ab 1720 unternommmen worden waren, beendeten die Herren von Seebach aufgrund fehlender ökonomischer Erfolge bald wieder. In einem zweiten Versuch verlegten sie sich auf Landwirtschaft, Obstanbau. Sie legten Wert auf gute Sorten und es gab sogar die herrschaftliche Anordnung, dass jedes Paar, anlässlich seiner Heirat einen Obstbaum pflanzen musste, um für die weitere Verbreitung und Erhöhung der Akzeptanz zu sorgen. Als 1770 Johann Volkmar Sickler als Pfarrer in die Fahner Höhe kam, der legendäre "Ahnherr" des ausgedehnten Obstbaus, gab es also bereits eine (unbedeutende) Verbreitung desselben. Ihm und den damaligen Heeren von Seebach ist es jedoch zu verdanken, dass der klassisch verbreitete Anbau von Äpfeln und Birnen durch die Süßkirsche erweitert wurde, die Sickler von einem Pfarrer aus dem Taunus bezog. Diese ersten Versuche mit Süßkirschen waren der Beginn der heute bekannten Obstanbaus. Zu Beginn sollen es nur drei Bauern aus der Region gewesen sein (die Namen Bufleb, Schierschmidt und Burkhardt werden genannt - im Gierstädter Nack-Stammbaum taucht der Name Bufleb mehrfach auf: mehrfach in dem oben eingefügten Häuserverzeichnis, eine als erste Ehefrau von Georgius Nack, und in Form von Hans Melchior Buffleb als Ehemann von Catharina Nack, einer Tochter aus der zweiten Ehe von Georgius Nack mit Margareth Grabslöb, weit vor dem Aufkommen des Obstanbaus), die Sickler davon überzeugen kann, es mit dem Obstanbau zu versuchen.

Schon bald drohen die Napoleonische Kriege die bisherigen Erfolge zu vernichten. Bereits 1806 - im Rahmen des vierten Koalitionskrieges - kommen die französischen Truppen auf dem Weg nach Osten durch die Gothaer Region. Die flache, von alten Wirtschafts- und Heeresstraßen durchzogene Gegend ist Durchzugsgebiet und Lagerplatz für die verschiedensten Truppenteile. Nicht von ungefähr werden die Obstgärten abgeholzt und dienen als Feuerholz. Es ist überliefert, dass ca. 20.000 französische Soldaten sich über das Gelände ergießen (mit kleinen Ortschaften, in denen jeweils nur etwa 150 oder 200 Menschen lebten und gerade so über die Runden kamen).

Concerned about the education “of adults and the ignorant”, Duke Ernest I of Saxony-Gotha (1601-1675) introduced in 1642 mandatory education for children from the age of five to twelve years old in his domains

Ein sehr eindringliches Beispiel für das Leid der Menschen damals ist der Auszug aus einer Chronik des Pfarrers von Kleinfahner, der in dem Journal "Der Grenzbote" abgedruckt wurde. Es beginnt mit einer zeitlichen Einordnung und dem Grund für die im Folgenden geschilderten Leiden der Menschen in Kleinfahner - und der ganzen Region.

Nach dem siebenjährgen Kriege blieb es im Ganzen ruhig bis 1806 im September, während im Auslande theilweise schwere Jahre waren,
durch das französische Revolutionswesen und Napoleon. Aber im September 1806 kündigte der Preuße dem Franzosen einen Krieg an,
wie es hieß deswegen, weil der Franzose seine Truppen nicht von deutschem Grund und Boden wegziehen wollte.

Preußen erschien mit vielen Truppen in hiesiger Gegend, die immer hin- und herzogen und oft schnell und kurz einquartirt wurden.

Einige Zeit geht ins Land, genau genommen nur weniger als 4 Wochen, während derer die Bewohner bereits mehrfach von den einen wie den anderen Truppenkontingenten heimgesucht worden waren. In Kleinfahner war es der dritte Tag der traditionellen Kirmes, die in jenem Jahr zweifelsohne nicht sonderlich lustig gewesen sein dürfte, als eine der gröten "Heuschreckenplage" jenes Krieges die Region erschütterte. An diesem Tag zog ein besonders großer Heeresteil über die Fahner Höhen und passierte Gierstädt und Kleinfahner. Es handelte sich dabei um Marschall Michel Ney, einen französischen Soldaten unter dem Kommando Napoleons, der als besonders tapfer galt. Nachdem bereits Tage zuvor die preußische Königin Louise auf dem Rückzug der Truppen durch den Ort kam, war es Ney, der nach der Schlacht bei Jena die preußische Armee verfolgte.

Ich hatte bei meinen eigenen Sorgen mich nicht viel um die Anderen bekümmern können, aber mein Gott! welche Verwüstung im Orte.
Ein einziges Mal trat ich an das Saalfenster und erblickte in der Ferne ein Feuer, dessen Flamme bis an die Wolken zu schlagen schien.
Ich hielt es für einen Brand in Tonna, allein es war, wie ich den andern Morgen vernahm, zwischen hier und Gierstädt gewesen, wo der
Theil von den 20.000 Mann, die der Marshall Ney commandirte, und die nicht in den Dörfern hatten unterkommen können, ein Bivouac
gehabt hatte. Solch einen Zustand hatte ich auch in dem sogenannten siebenjährigen preußischen Krieg mit Oestreich, den ich ganz erlebte,
nicht gesehen. Man sah ein Lager unter freiem Himmel. Dazu waren keine Zelte gebraucht worden. Man hatte die Einwohner von hier und
in Gierstädt gezwungen, ihr Geschirr anzuspannen und ihre Erntefrüchte in ihren Scheuern, Korn, Weizen, Gerste, Hafer ac. aufzuladen und
dahin zu fahren.

Wie üblich ernährte sich das Heer durch das Land, das sie durchquerten. Gerade für arme Landregionen eine Katastrophe, wenn sie, wie eben das Thüringische Becken, ständig in die verschiedenen Richtungen durchquert wurde. Nach dem Abzug dieser

Wo man Hafer, Korn ac. auf den Böden gefunden, hatte man es eingesteckt, mit fortgenommen und den Pferden so vorgeschüttet
auf die bloße Erde. Hierher war alles geschafft worden, was man aus Küchen, Kellern,Vorrathskammern, Kuh-, Schaf-, Schweine-
und Hühnerställen hatte fortbringen können. Dieses alles war in diesem Lager geschlachtet worden, und zwar auf die Art, daß
man den Thieren bloß den Kopf abgehauen, das Fell herabgerissen, Keulen und Stücke Fleisch abgetrennt, an Degen gesteckt
und so gebraten. Man fand dergleichen noch halb und ungar gebraten umherliegen, was man nicht hatte genießen können und
wieder weggeworfen; man fand die abgezogenen Schaffelle in ganzen Haufen aufeinanderliegen; bei einem Inwohner in Gierstädt
hatte man allein etliche dreißig Schafe genommen; ihre Köpfe, Eingeweide, Schwein-, Hühner-, Gänse-, Entenköpfe, Butter, Mus,
Fett- und Käsetöpfe lagen umher. Um das Feuer zu unterhalten, hatte man aus den Häusern Tische, Schränke, Stühle, Bänke
geholt; ich sah auch noch Ueberbleibsel von einem Leinweberstuhl, Bohlen und Bretter hatte man ins Feuer geworfen und verbrannt,
Karren und Wagen, auf welchen man das alles nebst ausgehobenen Hofthoren und Hausthüren beigeschafft hatte, hatte man
zuletzt ins Feuer geschoben und zum Theil halb, zum Theil ganz verbrannt.

Den Pfarrer hatten die unterschiedlichen (teilweise versprengten) Soldaten bis auf das fast letzte Hemd ausgezogen, nachdem dieser, inzwischen mangels Geld oder Nahrungsmittel die Schränke mit Wäsche und Kleidung geöffnet und selbst seine neue, wertvolle Jacke hergegeben hatte.

Während dieser Verfolgung kam es immer wieder zu Scharmützeln, auch in der Gierstädter Gegend, und es ist für mich immer wieder überraschend, dass die Zivilisten, die sich größtenteils im nahen Wald verbargen, überhaupt überlebten - unter ihnen auch einer meiner Vorfahren, Nicolaus Nack, der damals mit seinen knapp 20 Jahren in Gierstädt lebte. Später ging das Kampfglück in die andere Richtung, und die preußischen Truppen kehrten siegreich und mit jeder Menge Gefangener zurück, die - wen wundert es - wieder von den Ortsgemeinden verköstigt werden mussten4.

Der gesamte Auszug als PDF - Auszug aus der Chronik eines Pfarrers in Kleinfahner

Werbung Auswanderung Regierungs- und Intelligenzblatt Hzg Gotha.jpgWas es nun genau war, das die Familien Nack zur Auswanderung bewegte (es sind soweit bekannt keine Briefe, Tagebücher etc aus dieser Zeit erhalten, die genauer Auskunft darüber geben können), muss sich die Familie bereits im Laufe des Jahres 1851 dazu entschlossen haben, ihrer Heimat den Rücken zu kehren. Um ein Schiff zu besteigen, musste man damals nicht einfach nur ein Ticket kaufen. Zumeist vertrauten die Auswanderer ihre Touren einem Auswandereragenten an, die es überall in Deutschland gab. Diese waren für die unterschiedlichsten Unternehmer tätig, teilweise für Auswanderungsunternehmen, die sich gerne den Rahmen eines Vereins gaben (wie in der ersten Anzeige beispielsweise der "Thüringische Verein für deutsche Auswanderung"), oder für Expedienten, die beispielsweise ihre Überfahrten ab Hamburg oder Bremen verkauften. Beide bedienten sich der Auswanderungsagenten (in der 2. Anzeige zB einem Herrn Wille, wahrscheinlich in Gotha). Mit wessen Unterstützung die Eltern von Heinrich Christian Nack und dessen Geschwister in die USA kamen, wissen wir nicht, leider, ebenso wenig wann genau sie abreisten. Geplant war diese Abreise von Johann Melchior Nack vorgeblich am 26. Februar 1852. Woher wir das nun wissen? Aus der Zeitungsangabe ⇒ *********LINK*****, die diesen und seine Familie erwähnte.

 

4. Gierstädt und die Nacks nach 1852

Mit oder ohne "meinen" Nacks, Gierstädt blieb ein kleiner, weitgehend unbedeutender Ort in einer nördlichen, räumlichen Enklave des thüringischen Beckens cool.

Im Januar 2021 teilte mir eine Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung mit, dass "im hiesigen Personenstandsregister ab 1876" der Name Nack nicht (mehr) auftaucht. Dies überschneidet sich mit einer Bestandsangabe des Staatsarchivs Gotha, wo Unterlagen zum Bauvorhaben eines Reinhold Nack und des Maurermeisters Flock in Gierstädt aus 1879 aufbewahrt werden. Reinhold Nack war Maler/Anstreicher aus Gierstädt. In welche Linie Nack er gehört, ist im Moment noch offen.

Erwähnt wird er jedenfalls im Adressregister für Gierstädt, das alle Unternehmen im Herzogtum Gotha aufführte.

  • 2 Gasthöfe: Gasthaus Rödinger und das Zum Goldenen Lamm, ein Gast- und Pensionshaus, Inhaber: August Kräter
  • Anstreicher und Maler: Brückner B., Otto Friedrich, R. Nack, R. Venus
  • Bäcker: A. Gewalt, G. Hildebrandt
  • Bienenzüchter: Fr. Riemer
  • Korbmacher: Paul Dreischärf
  • Maurermeister: A. Tränhadt
  • Windmühle: Franz Schöffel
  • Samenhandel: Oswald Gewalt, Gotth. Hildebrandt
  • Schmied: Herm. Steiding
  • Schuhmacher: Fr. Riemer
  • Spezereiwarenhandel: Aug. Kröter, Otto Rang, Otto Rödiger
  • Tischler: Hugo Rachardt, Otto Starke
  • Zimermeister: Wilhelm Kohlmann, Th. Spittel, Theod. Witter

 

Reinhold Nack, geboren in Gierstädt, zieht nach ErfurtTatsächlich ließ sich Reinhold relativ schnell finden. Am 12.5.1845 in Gierstädt geboren, wurde er im Mai 1872 in Erfurt als Hausbewohner verzeichnet. Als Beruf wird Tüncher angegeben, und er wohnte in der Michaelisstraße, einer der bedeutenden Straßen im historischen Stadtkern von Erfurt. Er hielt sich seit 2 1/2 Jahren in der Stadt auf. Ein Arbeitgeber wird nicht angegeben, er war selbständig, weitere Angbaben zu Familie etc. gibt es nicht. Es ist auch über sein weiteres Schicksal nichts zu finden, Taufe oder Geburt in Gierstädt ebenso wenig. Offensichtlich war Reinhold nicht der einzige Nack in Erfurt. Allerdings taucht der erste Träger erst des Namens 1866 auf: Gustav Nack aus Kindelbrück wird im Häuserverzeichnis genannt, mit den Straßenangaben "Judenschule, Junkersand". Die beiden Straßen liegen etwa 6 Minuten Fußweg voneinander entfernt.

Auswanderung R. Nack 1883Reinhold scheint sich dazu entschlossen zu haben, Deutschland zu verlassen. Ein Reinhold Nack, der angab in "Gierstädt Gotha" geboren worden zu sein, wanderte 1883 offensichtlich aus. Er reiste offenbar alleine, vorgeblich als Kaufmann, von Hamburg aus an Bord des Schiffs Australia nach New York. Er kam in New York an - und ich fand bisher keine weiteren Angaben zu ihm. Keinesfalls ist er mit "dem einen anderen" Reinhold Nack identisch, der in Williamstown, Dodge, Wisconsin, USA lebte, und der sehr präsent mit den vorhandenen Angaben auf Ancestry ist. Letzterer ist in Wisconsin geboren und viel jünger.

 

5. Anmerkungen, Quellenangaben etc:

1 https://www.mdr.de/mdr-thueringen/sendungen/gierstaedt_ortsname-100.html ; "Ortsnamen Thüringens - Landkreis Gotha", Christian Riese, Hamburg 2010, S. 88-90.

2 https://paintlater.files.wordpress.com/2012/02/hagendorf-diary.jpeg - Tagebuchauszug aus dem Tagebuch von Peter Hagendorf.

3 https://www.digitale-sammlungen.de/en/view/bsb10373400?page=,1 - Friesenegger, Maurus: Chronik von Erling und Heiligenberg Andechs während des dreißigjährigen Krieges

4 https://www.google.de/books/edition/Die_Grenzboten/Lr460C7ks2wC - Der Grenzbote I, 1866, S. 134 ff - Auszug aus einer Chronik des Pfarrers von Kleinfahner (… „als 1806 der Preuße dem Franzosen einen Krieg“ ankündigte)