Nacks auf dem Weg in die USAKartenausschnitte Gierstädt

 

Vor der Reise - Vorbereitungen und ... ⇒ 

Der Weg nach Bremen und wer zurückblieb

An Bord der Highland Mary und Ankunft in New York

 

Auswanderung aus dem Herzogtum Sachsen-Coburg Gotha war 1852, als Johann Melchior Nack mit seiner Frau Anna Maria geb. Cott und den meisten seiner Kinder nach Amerika auswanderte, zumindest von staatlicher Seite her kein besonders großes "Problem". Anders als . Die beiden Eltern waren zum Zeitpunkt der Auswanderung schon über 50 Jahre alt, einen konkreten Hinweis über die Gründe, warum sie sich gerade zu diesem Zeitpunkt dazu entschlossen haben auszuwandern, können wir im Moment nicht beurteilen.

In Thüringen herrschte, wie in vielen anderen Gegenden, vielfach Armut, das Armenwesen und die Unterstützung der Armen war im Herzogtum Gotha immer wieder Thema im herzoglichen Gothaischen Landt....., und es gibt im ..., dem 

 

Vor der Reise - Vorbereitungen und....

 Auswanderung

 

 

Der Weg nach Bremen und wer zurückblieb

 

 

 

An Bord der Highland Mary und Ankunft in New York

 Mai bis Oktober glaten als die besten Monate für eine Auswanderung - in jedem Fall für die Zeit der Auswanderung per Segelschiff, mit Einschränkungen auch für die Segelschiffe, denn

 

 

 

Johann Melchior gab auf der Shipping List an Bauer zu sein, notiert wurde "Farmer '. Aus Erzählungen in der Familie meines befreundeten Forschers Ryan Nack, ist bekannt, dass Johann Melchior angeblich Wein gekeltert habe. Dies ist für die Region mehr als unwahrscheinlich, wenn man es jedoch damt verbindet, dass die Region Gierstädt/Fahner Höhe ⇔ besonders für den Anbau von Obst geeignet ist, könnte dies bedeuten, dass Johann Melchior im Obstanbau arbeitete...... Sickler, der Gierstädter Pfarrer, hatte um... mit der Kultivierung von Obstbäumen und Büschen begonnen.

In einigen Transkriptionen tauchen die Nacks fälschlicherweise als Stacks auf, was angesichts der Schrift nicht ganz von der Hand zu weisen war. Es erklärt jedoch auch,  warum es uns zu Beginn der Forschung nicht gelungen war, die Familie zu lokalisieren, ganz abgesehen von der bei uns bekannten Jahresangabe 1840 als Auswanderungsdatum und der Anfangszeit des Internets eingeschränkten Forschungsmöglichkeiten über größere Distanzen.

Uli Brühler, der damals den Kontakt mit den Nacks in den USA aufbaute, teilte großzügig seine Erkenntnisse mit uns, und so konnte zunächst der Kontakt zu.... Nack entstehen, und mittlerweile zu seinem Enkel Ryan.

Aus uns bisher nicht bekannten Gründen blieb "mein" Nack, der älteste Sohn von Johann Melchior und Anna Maria Nack in Deutschland. Es gibt im Besitz eines anderen Nachfahren von Heinrich Christian Nack eine Auswanderungskiste, die mit eben seinem Namen markiert ist. Zweifellos zeigt das, dass die Familie sehr konkret geplant hatte, gemeinsam mit "meinem" Heinrich Christian auszuwandern.  Ausgewandert ist er mit großer Sicherheit nicht, er taucht nicht an Bord der Highland Mary auf, nirgendwo gibt es Hinweise auf eine mögliche Rückkehr. 1852, im Jahr der Auswanderumg, war Heinrich Christian als Waldwart beschäftigt.

Wie zu dieser Phase der Emigration in die USA üblich, wanderten die Nacks im Familienverband aus - in diesen Jahren die bei weitem überwiegende Art der Auswanderung. Auf sich gestellt, ohne feste Anlaufpunkte (es gab damals weder eine organisierte Abreise noch Ankunft, ebenso gab es damals noch keine caritativen Auswanderungsorganisationen), war es am Sichersten, in der Geborgenheit einer kleinen oder größeren Gruppe von Familienmitgliedern zu reisen.

Insgesamt finden sich in den Unterlagen der National Archives der USA (NARA) unter der Listennummer 6956 der Highland Mary vom 1. Juni 1852 vierzehn Mitglieder der Familie  Nack.

Als Passagiere fanden sich auf dem Schiff Highland Mary folgende Nacks:

  • Melchior Nack - Alter: 53 - Beruf: Farmer (Johann Melchior Nack)
  • Anna Maria Nack - Alter: 53 - Beruf: unbekannt (Anna Maria Nack, geborene Cott)
  • Daniel Nack - Alter: 28 - Beruf: unbekannt (Johann Daniel Nack, Sohn von Melchior Nack und Anna Maria)
  • Christopher Nack - Alter: 24 - Beruf: unbekannt (Beziehung zur Familie unbekannt. Evl.Sohn von Gottlieb Nack)
  • Susannah Nack - Alter: 22 - Beruf: Seamstress (Susanne Rosine Nack, Tochter von Melchior und Anna Maria)
  • Charles Nack - Alter: 18 - Beruf: Laborer (Karl Bernhardt Nack, Sohne von Melchior und Anna Maria)
  • Wilhelmine Nack - Alter: 12 - Beruf: unbekannt (Johanna Wilhelmine Nack, Tochter von Melchior und Anna Maria)
  • Infant Ernst Nack - Alter: 10 Monate - Beruf: unbekannt
  • William Nack - Alter: 10 - Beruf: unbekannt (Friedrich Wilhelm Lorenz Nack, Sohn von Melchior und Anna Maria)
  • Sophey Nack - Alter: 24 - Beruf: unbekannt
  • Gottlieb Nack - Alter: 45 - Beruf: Farmer (Beziehung zu Melchior unbekannt, evtl Bruder)
  • Martha Nack - Alter: 47 - Beruf: unbekannt
  • Christine Nack - Alter: 47 - Beruf: Servant, Gentleman's Servant (Beziehung zur Familie unbekannt) 
  • Gottlieb Nack - Alter: 12 - Beruf: unbekannt (Beziehung zur Familie unbekannt)

Es bilden sich mindestens zwei Familien ab:

  • Melchior und Anna Maria Nack mit ihren Kindern Daniel, Susannah, Karl, Wilhelmine und Wilhelm,
  • Gottlieb Nack und seine Frau Martha, vermutliche Kinder Gottlieb und Christopher Nack (sowie Sophey, die Ehefrau von Christoph und deren gemeinsamer Sohn Ernst Nack, geboren in Deutschland).

Im Kontakt zu verschiedenen Nachfahren der Nacks, ausgewanderte wie hier gebliebene, hoffe ich im Folge der Zeit immer mehr zu erfahren, was aus den verschiendenen Nacks dieser Familien wurde.

 

Auswanderung an Bord der Highland Mary

Zu gern wüssten wir, warum gerade Heinrich Christian der eine Nack aus der Familie Melchior und Anna Maria Nack aus Gierstädt ist, der nicht auswanderte.

Er war nicht der Älteste, "nur" der zweitgebornene der Familie, und wir wissen, dass wissen wir, dass es keinen Familienbesitz in Gierstädt gab, der zu erben/verkaufen war, der einen in Gierstädt halten würde - zum einen durch die Information der Ortsverwaltung Gierstädt (es gibt mit/seit Beginn der Standesamtsaufzeichnungen keinen Bewohner namens Nack in Gierstädt) beziehungsweise die Familiengeschichte (Heinrich Christian, der einzige uns bekannte nicht ausgewanderte Gierstädter Nack, lebte nach der Ausreise seiner Eltern nicht mehr in Gierstädt, wahrscheinlich bereits davor nicht mehr).

Heinrich Christian war knapp zwei Jahre jünger als sein älterer Bruder Johann Daniel, der nach unseren Aufzeichnungen 1823 geboren worden war. Nach seinem Militärdienst (Heinrich Christian war beispielsweise 1849 beim Gefecht bei Eckernförde beteiiligt und wurde - angeblich - aufgrund seiner guten Leistungen beflördert und ausgezeichnet), wird 1852 - drei Jahre später - bereits als Förster/Waldwart im Dienst der Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha gestanden haben. Er soll im Forstbereich des Jagdschlosses Reinhardsbrunn stationiert gewesen sein, wo auch sein späterer Schwiegervater Orphal verantwortlich war. Wann genau Heinrich Christian seine spätere Ehefrau Caroline Orphal kennenlernte, wissen wir nicht. Es kann natürlich sein, dass es bereits/direkt vor der Auswanderung von Melchior und Anna Maria Nack und den restlichen Kindern gewesen ist, warum dann allerdings die beiden mit einer Heirat bis 1859 hätten warten sollen, ist mir eher unklar. Ich gehe davon aus, dass zum Zeitpunkt der Auswanderung der Nacks noch keine klare Verbindung zwischen Heinrich Christian und Caroline gab.

Wahrscheinlich waren sie mit Pferdefuhrwerken oder zu Fuß aufgebrochen. Gotha war zu der Zeit zwar bereits an das Schienennetz angeschlossen, lag jedoch an einer Ost-West-Strecke und bot keine direkte Verbindung. Ich nehme an, die Nacks fuhren per Eisenbahn nach Kassel und von da aus nach Münden, um auf eines der Weserschiffe umzusteigen und so nach Bremen zu reisen.

Eine Schiffspassage kostete damals auf dem Zwischendeck bei der Reederei Wätjen in Bremen beispielsweise 27 Thaler pro Person für Erwachsene (auch Jugendliche über 10 Jahre galten als Erwachsene), für Kinder von 1-8 Jahre waren je nach Alter 11 oder 22 Thaler zu zahlen. Säuglinge wurden kostenlos befördert . Im Vergleich dazu verdiente ein Fabrik- und Tagearbeiter durchschnittlich 3-5 Thaler pro Woche. Wollte man davon eine 4-5-köpfige Familie unterhalten, blieb kein Geld für unvorhergesehene Ausgaben oder Sparen übrig . Dies macht deutlich, warum es damals absolut üblich und notwendig war, dass die Frauen Heimarbeit machten, und Kinder statt in die Schule zu gehen,  teilweise ebenfalls in die Fabrik geschickt wurden.

Die Nacks hatten es also entweder als Bauern zu einem ansehnlichen Vermögen gebracht, oder (was eher wahrscheinlich ist) sie hatten alles Hab und Gut verkauft und waren mit dem Geld aufgebrochen. Da englische Schiffe – aufgrund der geringeren Qualität – preiswerter waren als deutsche Schiffe, ist dies wohl auch der Grund, warum sie sich für die „Highland Mary“ entschieden hatten.

1849 war in Bremerhaven das Auswanderungshaus „Karlsburg“ erbaut und 1850 eröffnet worden. Es diente den Auswanderern in Form einer Pension als Unterkunft bis zur Abfahrt der Schiffe, sollte den wilden Geschäften windiger Herbergswirte Einhalt gebieten und gleichzeitig eine erste Kontrolle über die Auswanderungsströme ermöglichen. Es bot neben Schlafsälen und Verpflegung eine medizinische Grundversorgung, ein Hospital mit mehreren Betten für schwerer erkrankte Reisende, eine hauseigene Wäscherei und Gottesdienste für verschiedene christliche Konfessionen.

1852 war Bremen/Bremerhaven, obwohl damals in etwa die gleiche Anzahl an Schiffen ein- und auslief wie in Hamburg, bis in die 1870er Jahre der bei weitem bedeutendere Auswandererhafen. Etwa 1.800 Menschen hatten die Möglichkeit, in dem Auswaderungshaus unterzukommen. Solange die Auswanderer die langen Wege zum Auswanderungshafen mit den langwierigen Methoden zu Fuß, mit dem Pferdewagen, per Schiff ankamen und Tage oder Wochen auf ein Schiff/ihr Schiff warten mussten, war eine solche Unterbringung für die Menschen die beste Möglichkeit einer gewissen Lenkung der Ströme und Bewahrung der Ausreisenden vor den Gefahren an den Ausriesehäfen.

Als die Highland Mary am 9. April ablegte, ihre Segel hisste und in See stach, war der Sohn von Heinrich Christian, mein direkter Nack-Vorfahr, nicht dabei. Während Heinrich Christian in der thüringischen Heimat zurückblieb, verließ seine Familie den Kontinent in Richtung New York. Sie waren 51 Tage unterwegs. Die Highland Mary hatte 194 Passagiere an Bord, eine stattliche Anzahl. Hinzu kamen noch die Mannschaft, es wurde also eng.

Die Überfahrt verlief offenbar unruhig, aber nicht übermäßig dramatisch. Johanna Wilhelmina Nack, die als Kind damals mit an Bord gewesen war, berichtete von Unwettern, Stürmen und rollender See. Bei der Vorstellung, dass die Schiffe in dieser Zei, knapp 38 Meter lang, mit Glück sieben Meter breit waren, mit einem Tiefgang von ca. 5 Metern, bekommt man eine nur grobe Vorstellung dessen, was die Auswanderer auf sich nahmen für die vage Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Am 26. Juni 1852, 3 Wochen nach ihrer Ankunft, erschien in der „Allgemeinen Auswanderungs-Zeitung“ in Rudolstadt die Nachricht, dass die Bark Highland Mary wohlbehalten in New York angekommen war. Sayers, der Kapitän, hat seine Sache offensichtlich gut gemacht, denn man testierte ihm „Zu empfehlen. Kost und Behandlung nicht zu tadeln“.

Wilhelmina, die jüngste Tochter des Johann Melchior, verbrachte ihren Lebensabend mit der Urgroßmutter eines "Fellow-Nack-Researchers" in den USA. Ihr Spitzname war Minna, und sie erzählte von einer langen Überfahrt mit vielen Stürmen. Wenn sie mit dem Schiff 5 Meilen voran gekommen waren, hätte der Sturm sie 10 Meilen wieder zurück geworfen. Anders als Minna es in Erinnerung hatte, war die Highland Mary kein Clipper, sondern eine Bark.

"Meine" Nacks hatten offensichtlich Glück. Am 26.06.1852 erschien in der Allgemeinen Auswanderer-Zeitung die "Newyorker Schiffs-Liste No. 75", in der die "Highland Mary" wieder verzeichnet war. Nach einer Reise von 51 Tagen war das Schiff mit 194 Passagieren in New York angekommen. Dieses Mal wird die "Highland Mary" als "britische Bark" bezeichnet. Obwohl ich von der sicheren Ankunft wusste, hatte ich doch die Volkszählungsunterlagen der Nacks aus den USA zuvor gesehen, war ich dennoch erleichtert - und empfinde eine gewisse Dankbarkeit für dieses Schiff und seinen Kapitän.

Damals, als die Nacks 1852 in New York ankamen, dachte noch niemand an Ellis Island, jene Auswandererinsel vor der Küste Manhattans, auch Castle Gardens, der Vorläuder von Ellis Islandi, der zwischen 1855-1890 als erstes Zentrum für die Anlandung von Einwanderern eingerichtet worden war, bis es sich als für die große Anzahl von Einwanderern nicht mehr als  zweckmäßig erwiesen hatte.

1852 jedoch ging man einfach von Bord … und verschwand. So auch die Nacks: Nachdem man sich vergewissert hatte, dass alles zusammengepackt war, gingen die 14 Leute einfach an einem der Kais New Yorks von Bord – und waren auf sich gestellt. Wenigstens hatte man ihre Namen, das Herkunftsland, ihr Alter und ihren Beruf in Listen fest gehalten. Vor 1820 nicht einmal dies. Ab 1820 waren die Kapitäne ankommender Schiffe dazu verpflichtet, eine Liste der Passagiere an Bord zu erstellen und den Einreisebehörden des entsprechenden Hafens zu übergeben. Hiermit begann die systematische Erfassung der Einwanderer in den Vereinigten Staaten.

Warum es sie nach Wisconsin zog, in eine junge Stadt mit Namen Sheboygan, wissen wir nicht. Wahrscheinlich reisten sie auf dem Weg, den die meisten Auswanderer mit Ziel Wisconsin nahmen: Den Hudson hinauf nach Albany, dann nach Buffalo am Erie Canal entlang und von da aus dann per Schiff über die Great Lakes nach Sheboygan. Es war eine beliebte Route, denn per Schiff konnte man den langen Landweg entlang des Seeufers umgehen. Die Great Lakes waren allerdings auch für ihre Unglücksfälle bekannt - unter anderem auch der Brand auf dem Dampfer "Erie", der durch Fontanes Ballade bekannt geworden ist. Die Familie Nack ließ sich in Wisconsin nieder. Von New York aus hatten sie eine lange Reise vor sich, bis sie in Sheboygan ankamen. Die Stadt liegt an einem der großen Seen. Bis heute leben Nachkommen von ihnen überall in den USA. Warum der Weg sie dorthin führte, ist unklar. Offenbar waren sie jedoch zielgerichtet unterwegs. In Zensus-Unterlagen aus Sheboygan geht hervor, dass es mehrere Familien gab, die Sachsen-Gotha ans Herkunft angaben.

Sayers und die Highland Mary, der Kapitän und das Schiff, das meine Vorfahren – dankenswerter Weise lebend – in die neue Welt gebracht haben, verschwinden bisher spurlos.

Wie Heinrich Christian von der sicheren Ankunft seiner Familien in den USA erfahren hat, auch das bleibt ungeklärt.

Zu diesem Zeitpunkt gab es nicht sehr viele Möglichkeiten: Er konnte auf eine Nachricht per Brief warten, wobei die Familie mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit andere Dinge im Kopf hatten, schließlich mussten sie zunächst ihr Überleben sichern, oder er versuchte an eine der verschiedenen Auswanderungszeitungen zu kommen, die unter anderem in Rudolstadt veröffentlicht wurden.

Sie erschien 1852 bereits im sechsten Jahr und berichtete über die Zustände auf Schiffen, über Entwicklungen und rechtliche Regelungen der deutschen Staaten - und über Schiffe, die in den Häfen zur Beladung aufgerufen waren, die abgesegelt waren, und danach über Meldungen aus den Zielhäfen über Ankunft der Auswandererschiffe. Immer wieder erschienen auch - meistens eher kurze - Meldungen über Schiffe, die leck schlugen und umkehren mussten, die mit schweren (Sturm-) Schäden in den Häfen ankamen - oder auch Zahlen von Toten.